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Der Abschied

Ganz ehrlich? Ich finde den Titel dieses Beitrags nicht so richtig passend... Aber es muss halt ein Titel her... Es war zwar ein Abschied, aber so richtig verabschiedet habe ich meinen kleinen Krümel bis heute nicht! Weil er nach wie vor bei uns ist. In unseren Herzen und wir integrieren ihn in all unsere Feiern und auch in den Alltag. Aber, weil es nun ein Begräbnis geben muss, (in der Steiermark ist es Pflicht das Baby ab 500g zu bestatten und Jakob hatte 1,46Kg) haben wir uns eben Gedanken über die ganzen Dinge gemacht die zu erledigen sind. Was irgendwie sehr schwer war denn wir mussten noch nie ein Begräbnis organisieren und unsere Bestattung die wir wählten war emotional auch so involviert dass irgendwie alle wie vor einer Wand standen und niemand eine Ahnung hatte. Ein Kinderbegräbnis kommt gottseidank eben nicht so häufig vor und in unserem Fall waren alle etwas überfordert.

Also stellten wir uns die Fragen: Was ziehen wir unserem Baby an? Welche Lieder sollten gespielt werden? Und noch so viel mehr von dem wir keine Ahnung hatten....

Mit bei der Verabschiedung war unsere engste Familie. Die auf die wir immer zählen können und auch Freunde die immer für uns da sind. Als ich vor diesem kleinen weisen Sarg gesessen bin und alles auf mich wirken lies hatte ich zwar das Gefühl alleine zu sein, nicht nur in diesem Moment sondern auf der ganzen Welt alleine zu sein, so war es doch schön die Trauer mit anderen zu teilen. (Sagt man in diesem Zusammenhang schön? Ich hoffe ihr wisst alle was ich meine) Und auch wenn sie mir nicht immer helfen konnten weil ICH die Entscheidungen treffen musste, so waren sie doch da. Und trotzdem konnte mich niemand so recht verstehen weil sie nicht fühlten was ich fühlte. (Aber dazu in einem späteren Beitrag mehr..)

Ich hab mir auch Gedanken gemacht, welche Kleidung er an bekommen sollte. Die erste und einzige die Jakob je tragen wird.... Ich habe im Krankenhaus schon viel darüber gegrübelt. Wir hatten das ganze Gewand schon (kistenweise) für Jakob zu Hause... Aber was wählt man aus? Was ist das richtige Outfit? Wir haben uns für ein blau-weiß gestreiftes Oberteil mit dem Schriftzug "Unser kleiner Held" entschieden. Wie passend oder? Denn das war und ist er ja auch. Unser kleiner Held! Es war ein Geschenk meines Bruders, der Jakobs Taufpate geworden wäre. Also für uns einfach perfekt.

Mit der Musik für die Bestattung war es aber nicht ganz so einfach... Es sollten 3 Lieder werden. Wir wollten keine große kirchliche Begleitung. Auch wenn wir sonst sehr gläubig sind, wäre das einfach nicht das richtige für uns gewesen. Also eher andere Trauerlieder. Das erste (und für mich berührendste) wusste ich allerdings sofort. Es war von Andreas Gabalier - Hinterm Horizont. (https://www.youtube.com/watch?v=nRH01cn2XoM&ab_channel=Strike77). Insgeheim bin ich ja ein Gabalier Fan. Und wenn ich abends von der Arbeit nach Hause gefahren bin, hab ich immer eine CD von ihm gehört. Und bei diesem Lied, ist er jeden Tag eingeschlafen. Somit war es für mich ganz klar, dass dieses Lied gespielt werden MUSS. Für die anderen zwei Lieder hab ich einfach ein bisschen auf YouTube gesucht. Es gibt ja unzählige Trauerlieder. Aber das perfekte für sein Kind auszuwählen wo auch noch die Version passt, ist wirklich nicht einfach! Und mit verdammt vielen Tränen verbunden. Schließlich wurden es LaLeLu (https://www.youtube.com/watch?v=cgg7E0KCGS8&ab_channel=DisneyJuniorDeutschland) (es sollte einfach auch für mein Baby wenigstens einmal ein traditionelles Schlaflied gesungen werden) und von Sarah Connor - Das Leben ist schön (https://www.youtube.com/watch?v=-hLk8GXOaJg&ab_channel=SarahConnorVEVO). Auch wenn es das schwerste und bestimmt grausamste Schicksal von allen ist, sein Kind vor einem gehen zu lassen, hat mir dieses Lied zu dieser Zeit irgendwie Trost gespendet. Und ich höre es, wenn ich Jakobs Album durchblättere, bis heute sehr gern. Mir war wichtig, dass die Lieder für Manuel und mich passen! Sie mussten für niemanden sonst in Ordnung sein. Er war unser Baby und wir mussten uns von ihm verabschieden. Und diese Lieder haben uns genau in dem begleitet, was wir gerade gebraucht haben.

Was wir aber getan haben war das wir gemeinsam gebetet haben. Es war ein Gebet dass meine Eltern schon mit mir und meinem Bruder immer gebetet hatten. Und ich hatte mich schon die ganze Schwangerschaft darauf gefreut diese kleine Tradition mit meinem Baby fortzuführen. Also haben wir "unser" Gebet aufgeschrieben und alle darum gebeten ein einziges Mal mit unserem Babyboy dieses zu beten. Es war für mich ein so so trauriger aber zugleich auch so schöner Moment. Und auch hier wieder... genau das was WIR gebraucht haben.

Um nach der Beerdigung nicht einfach so in der Trauerstimmung nach Hause gehn zu müssen, haben wir noch alle gemeinsam bei meinen Eltern gegessen. Ich weis ja nicht ob du den Brauch des Leichenschmaus kennst, aber für mich hat es etwas tröstliches den verstorbenen noch einmal mit lustigen Geschichten und Lachen zu ehren. Und genau das haben wir auch bei Jakob gemacht. Wir sind einfach noch ein bisschen zusammen gesessen und haben uns Geschichten ausgemalt, was wir jetzt mit Jakob machen hätten können.

Und auch wenn es ein sehr schwieriger und emotionaler Tag war, war er für mich sehr sehr wichtig. Ich habe es einfach gebraucht um mich von meinem kleinen Stern zu verabschieden. Um zu begreifen, dass das jetzt gerade wirklich passiert.....

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